​SCHENKT EUCH MEHR SENSIBILITÄT.​

Es gibt Gespräche an den Feiertagen, die echt unter die Haut gehen. Und, die verletzen können. Ganz gleich, ob Weihnachten, Chanukka oder chinesisches Neujahr – eins haben diese Feste alle gemeinsam: Frauen müssen sich unbequemen Fragen stellen. Besonders beim Thema Kinderwunsch.​

Der gesellschaftliche Druck, Nachwuchs zu bekommen, ist immer noch groß. Auch heute. Oft werden Frauen mit solchen Fragen inmitten der Familienfeiern konfrontiert. Zögerliches Antworten oder höfliches Abwinken sorgen meist für Unverständnis bei den Angehörigen. Mitten beim Essen werden dann Szenarien von einem einsamen, freudlosen Leben ohne Kinder entworfen. Entscheidet sich ein Paar gegen Kinder, wird ihnen häufig Egoismus vorgeworfen. Dabei gibt es unterschiedliche Gründe für diese Entscheidung – und sie fällt nicht immer leicht.​

​Ungewollte Kinderlosigkeit, Fehlgeburten oder aber auch eine gewollte Kinderlosigkeit können die Gesundheit von Frauen stark belasten. Vor allem, wenn sie sich nicht ihren Liebsten anvertrauen können, aus Angst sie zu enttäuschen.​

Deshalb lasst uns gemeinsam für mehr Respekt und Verständnis sorgen. ​

Die schmerzliche Wahrheit in Zahlen.​

10% aller Frauen sind ungewollt kinderlos in Deutschland.1

Nicht jede Frau hat die Wahl, ob sie Mutter werden möchte. Sie kann es vielleicht einfach nicht. Der Leidensdruck ist ist in diesem Fall oft sehr hoch. Für die Erfüllung ihres Kinderwunsches begeben sich Paare auf eine medizinische Reise ins Ungewisse. Denn eine reproduktionsmedizinische Behandlung stellt für Paare nicht nur finanziell, sondern auch körperlich und seelisch eine erhebliche Belastung dar. Über solche sensiblen Themen zu sprechen, fällt vielen Menschen schwer. Gerade wenn sie die Erwartungshaltung ihrer Familie und Freunde nicht enttäuschen wollen.​

Mehr als jede 10. Frau erleidet eine Fehlgeburt.2

Hochgerechnet sind das jährlich schätzungsweise rund 23 Millionen spontane Aborte weltweit. Das bedeutet, dass eine von sieben Schwangerschaften ungewollt beendet wird. Wie schmerzlich dieser Verlust ist, kann man nur erahnen. Umso wichtiger ist es, sensibel mit dem Thema Schwangerschaft umzugehen. Denn Diskussionen über den eigenen Körper an der Festtagstafel zwischen Hauptgang und Dessert können schmerzliche Erfahrungen wieder hervorrufen. ​

​Viele Frauen haben keinen Kinderwunsch. Oder nicht die finanziellen Mittel für ein Kind.3

Es gibt Frauen und Paare, die sich keine Kinder wünschen. Und das ist absolut in Ordnung. Gewollte Kinderlosigkeit ist eine persönliche Entscheidung, nicht ein Mangel an Liebe. Doch gesellschaftlich ist diese Lebensentscheidung ein häufig diskutiertes Thema. Die Paare erfahren aufgrund ihrer gewollten Kinderlosigkeit viele Vorwürfe. Oft ist von sozialschädlichem Egoismus und mangelnder Verantwortungsbereitschaft die Rede, welche unsere nachfolgenden Generationen beeinflussen wird. Aber bereits heute können sich viele Paare finanziell gar keine Kinder mehr leisten. 

Tipps fürs nächste Fest​

Ganz gleich, ob du selbst schon in einer unangenehmen Situation warst, oder unabsichtlich eine nicht so schöne Frage gestellt hast: das sind unsere Tipps wie ihr alle ein schönes Fest genießen könnt und euch gegenseitig mehr Respekt schenkt.​

  • Intime Fragen gehören nicht an einen großen Tisch: Über sehr persönliche Wünsche, Ängste und Träume möchte niemand an der Festtagstafel oder auf einem Weihnachtsmarkt sprechen. Stelle solche Fragen nur in einem geschützten Raum, indem sich alle wohlfühlen.​
  • Wirst du trotzdem mit einer unangenehmen Frage konfrontiert? Mache deutlich, dass dir die Frage zu intim ist und du nicht darüber sprechen möchtest. Wenn es dir nicht gut damit geht, verlasse höflich die Situation und finde etwas Ruhe.​
  • Du bist neugierig und möchtest trotzdem gerne erfahren, was deine Liebsten in der Zukunft planen? Frage sie nach ihren Wünschen und Zielen für das nächste Jahr. Höre dir an, was dein Gegenüber dir zu sagen hat. Schenke ihm deine Wertschätzung. Wenn die Person bereit ist, mit dir über sensible Themen zu sprechen, dann wird sie auf dich zukommen. ​
  • Schaffe mehr Vertrauen und Verständnis. Zum Beispiel mit einer kleinen Karte und einer persönlichen Botschaft, die klar macht, dass sensible Themen bei dir sicher sind. „Danke, dass ich Teil deines Lebens bin und du mir vertraust.“ oder „Ich bin gespannt, was uns die Zukunft bringt und immer für dich da.“ Das kann euch dabei helfen, offener miteinander zu sprechen. ​

Quellen

1 https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/schwangerschaft-und-kinderwunsch/ungewollte-kinderlosigkeit  ​

2 https://www.bundestag.de/resource/blob/966288/a08e859af024345cc8b87420d61acfcf/WD-9-054-23-pdf- data.pdf ​

3 https://www.bmfsfj.de/resource/blob/94130/bc0479bf5f54e5d798720b32f9987bf2/kinderlose-frauen-und-maenner-ungewollte-oder-gewollte-kinderlosigkeit-im-lebenslauf-und-nutzung-von-unterstuetzungsangeboten-studie-data.pdf